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ERFOLGREICHE REMYELISIERUNG

Theophyllin bei Multipler Sklerose?

APOTHEKE ADHOC, 18.09.2020 14:57 Uhr

Theophyllin könnte ein vielversprechender Ansatz für die Therapie der Multiplen Sklerose sein.Foto: APOTHEKE ADHOCBerlin

Eigentlich wird der Wirkstoff Theophyllin zur Behandlung von Atemwegserkrankungen eingesetzt. Nun fanden Forscher jedoch Hinweise auf einen möglichen Therapieansatz bei Multipler Sklerose (MS).

Die genauen Wirkmechanismen von Theophyllin sind bisher nicht geklärt. Die Substanz wird bei chronischem Asthma und der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) eingesetzt. Dabei führt sie unter anderem zu einer Relaxation der Bronchialmuskulatur und einer Hemmung der Freisetzung von Mediatoren aus Entzündungszellen.

Remyelinisierung im Fokus

Forscher derJohannes-Gutenberg-Universität Mainz sehen den Einsatz des Wirkstoffs nun auch im neurologischen Bereich: Kommt es im Gehirn zu Schäden an Axonen und deren Myelinhüllen, führen diese meist zu einer dauerhaften Störung, da sie nur schwer zu reparieren sind. Die Signalleitung wird durch die Schädigung gestört, in der Folge kommt es zu den typischen Beschwerden der MS. Untersuchungen zufolge könnte Theophyllin ein Enzym aktivieren, das den Wiederaufbau von Myelinscheiden ermöglicht.

Im Zuge der Untersuchungen hat das Team an Mäusen die Remyelinisierung sowohl im zentralen Nervensystem wie auch in der Peripherie untersucht. „Damit wir den Wiederaufbau von Myelin unterstützen können, müssen wir den Prozess verstehen, der den Mechanismus steuert“, erklärt Studienleiterin Claire Jacob. „Wir wollten zunächst den Prozess verstehen, der die Myelinisierung verhindert. Im zweiten Schritt ging es uns dann darum, wie man dieser Verhinderung oder Blockade begegnen kann.

Eine Schlüsselrolle spiele das Protein „eEF1A1“: Dieses werde durch Acetylierung aktiviert, wodurch es wiederum zu einer Unterbindung der Remyelinisierung kommt. Wird das Protein deaktiviert, kann ein Aufbau der Myelinschicht stattfinden. Für die Deaktivierung von eEF1A1 ist ein Enzym namens Histon-Deacetylase (HDAC2) notwendig. Dieses wird durch den Wirkstoff Theophyllin aktiviert und in seiner Menge erhöht.

Theophyllingabe verbessert neuronale Schäden

Durch die Gabe des Wirkstoffs konnten sich sichtliche Verbesserungen zeigen, im peripheren Nervensystem erholten sich die Myelinscheiden sogar vollständig. „Dieser Studie zufolge erscheint Theophyllin als ein sehr vielversprechendes Präparat, um es in künftigen translationalen Studien zu testen, damit die Remyeliniserung nach einer traumatischen Verletzung oder im Zusammenhang mit Demyelinisierungs­erkrankungen beschleunigt und gefördert wird“, erläutert das Team.

Allein in Deutschland leben eine Viertelmillion Menschen mit der aktuell noch unheilbaren Krankheit. Europaweit sind es 700.000. Die Multiple Sklerose ist nach der Epilepsie die zweithäufigste neurologische Erkrankung junger Erwachsener. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 30 Jahren. Frauen erkranken fast doppelt so häufig wie Männer. Die entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems ist aktuell nicht heilbar. Spezielle Medikamente – darunter viele monoklonale Antikörper, Ester der Fumarsäure und Zytostatika – können das Voranschreiten nur verlangsamen.


Remyelinisierung mit Clemastin

Forschern der Stanford-Universität gelang im Kernspin der Nachweis, Myelin mit einem Antihistamin zu regenerieren. Die spezielle MRT-Analyse könnte auch neue Standards für künftige Studien setzen.

https://www.amsel.de/multiple-sklerose-news/medizin/remyelinisierung-mit-clemastin-im-mrt-gemessen/



Ernährung beeinflusst den Verlauf von Multipler Sklerose

Propionsäure MS

Die kurzkettige Fettsäure Propionsäure beeinflusst die Darm-vermittelte Immunregulation bei Menschen mit Multipler Sklerose (MS). Das hat ein Team der Neurologischen Klinik der Ruhr-Universität Bochum (RUB) im St. Josef-Hospital in einer internationalen Studie unter Leitung von Prof. Dr. Aiden Haghikia gezeigt. Die Gabe von Propionsäure zusätzlich zu MS-Medikamenten reduzierte langfristig die Schubrate und das Risiko einer Behinderungszunahme. Zudem weisen erste Kernspin-Untersuchungen im Verlauf darauf hin, dass die Propionsäure möglicherweise den Gehirnschwund als Zeichen eines Nervenzell-Untergangs reduziert. Die Ergebnisse sind in der Zeitschrift „Cell“ vom 10. März 2020 veröffentlicht.

http://www.dasgehirn.info/aktuell/neues-aus-den-instituten/ernaehrung-beeinflusst-den-verlauf-von-multipler-sklerose


EURO BEHINDERTEN-WC SCHLÜSSEL

Achtung: kann nur von bezugsberechtigten Personen bestellt werden.
Der Euroschlüssel ist ein 1986 vom CBF Darmstadt – Club Behinderter und ihrer Freunde in Darmstadt und Umgebung e. V. – eingeführtes, inzwischen über die Landesgrenzen hinaus genutztes Schließsystem, das es körperlich beeinträchtigten Menschen ermöglicht, mit einem Einheitsschlüssel selbständig Zugang zu behindertengerechten sanitären Anlagen und Einrichtungen zu erhalten, z. B. an teilnehmenden Autobahn- und Bahnhofstoiletten, aber auch für öffentliche Toiletten in Fußgängerzonen, Museen oder Behörden.
Bezugsberechtigung
Der Schlüssel wird ausschließlich an Menschen ausgehändigt, die auf behindertengerechte Toiletten angewiesen sind.
Der deutsche Schwerbehindertenausweis gilt als Berechtigung, wenn
• das Merkzeichen: aG, B, H, oder BL
• oder das Merkzeichen G und der GdB ab 70 und aufwärts enthalten ist.
Bezugsberechtigt sind weiterhin:
-schwer/ außergewöhnlich Gehbehinderte;
-Rollstuhlfahrer;
-Stomaträger;
-Blinde;
-Schwerbehinderte, die hilfsbedürftig sind und gegebenenfalls eine Hilfsperson brauchen;
an Multipler Sklerose, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa Erkrankte und Menschen mit chronischer Blasen- /Darmerkrankung.
Der ärztliche Nachweis wird immer dann als ausreichend angesehen, wenn eine Behinderung nicht anders nachgewiesen werden kann. Dies gilt im Besonderen für Personen aus Ländern, die über kein vergleichbares Ausweissystem verfügen. Hier kann auch der europäische Parkausweis für Schwerbehinderte als Nachweis gelten.

Hier zu bestellen:

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Speyerer MS-Kranke: Das Leben ist schön

Bettina Wissert: Leiterin der Speyerer Selbsthilfegruppe der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG)

„Multiple Sklerose ist die Krankheit mit 1000 Gesichtern“, erklärt Bettina Wissert. Seit Oktober ist die 46-jährige Krankenschwester die neue Leiterin der Speyerer Selbsthilfegruppe der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG).

Von Narin Ugrasaner

Am 30. Mai ist Welt-MS-Tag. Wissert hat ein zentrales Anliegen: Unsicherheiten und Ängste vor den „MS-Mythen“ zu nehmen. Denn aus Erfahrung weiß sie: sich mit Betroffenen auszutauschen, hilft. Werde ich ab morgen nicht mehr laufen können? Nicht mehr sehen oder hören, nichts mehr spüren? Werde ich lange im Krankenstand sein? Daraufhin meinen Job verlieren? Ist Multiple Sklerose (MS) erblich? Werde ich einen Rollstuhl brauchen? Wie gehe ich mit den Erschöpfungs- und Ermüdungssymptomen um? Darf ich Sport machen? Was hilft mir denn nun wirklich? Die Gedankenspirale aus Unsicherheiten verängstige. „Viele MS-Erkrankte wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen“, erklärt Wissert.

Weiter Sport machen

Die „Neue“ folgt auf Ute Germann, die viele Jahre die Gruppe geleitet hat. Sie ist selbst betroffen. Bei ihrem letzten schweren MS-Schub, also einer neurologischen Störung, war ihr Gehvermögen eingeschränkt, temporär. Nach drei Monaten Krankenstand, Reha-Maßnahmen und zahlreichen Tipps hat sich ihr Zustand verbessert. „MS kann nicht mit Muskelschwund gleichgesetzt werden. Man soll und muss weiter Sport machen“, erklärt sie. MS sei eine chronisch-entzündliche Erkrankung von Gehirn und Rückenmark, so die Speyererin. Zwar sei es auch eine Erkrankung, die zu einer Behinderung führen könne, aber das müsse nicht sein. Und wenn es für sie selbst mit dem Gehen doch schwierig werde, greife sie zu Nordic-Walking-Stöcken oder zu einer Gehhilfe. Sie plane Pausen ein. Es gebe Lösungen. „Ich lebe mit der Krankheit“, sagt sie, „und die Krankheit muss nicht mein Leben bestimmen“.

Grundsätzlich geht Wissert bereits seit ihrer Diagnose im Alter von 31 Jahren offen und kommunikativ mit der Erkrankung um. Es sei eine neue Herausforderung, der sie sich stellen und wofür sie eine Lösung habe finden müssen. Also informierte sie sich, zog sich nicht zurück. Erfuhr Unterstützung von Familie und Freuden – und trat 2009 der Selbsthilfegruppe bei, seit 2011 war sie im Leitungsteam. „Ich habe bei einer Reha gemerkt, dass mir der Austausch mit Menschen, die dieselbe Erkrankung haben, gutgetan hat“, erzählt sie. Sie habe in der Selbsthilfegruppe neue Menschen kennengelernt, Freundschaften geschlossen, empfand es als aufbauend, hörte: „Das Leben ist so schön, wir haben es geschenkt bekommen, um zu leben.“ Das habe sie motiviert, dran zu bleiben und sich zu engagieren. „Bei uns wird nicht gejammert“, sagt sie, „wir tauschen uns aus, planen Ausflüge, gehen ins Theater, besuchen Museen.“

Der beste Umgang

Auch ihre Kollegen und ihr Arbeitgeber wüssten von ihrer Erkrankung. „Sie wissen auch, dass ich öfter kurze Pause brauche“, erzählt Wissert von der Fatigue, der Erschöpfungs- und Ermüdungserscheinung, die ein häufiges Symptom der MS ist und Erkrankte dauerhaft beeinträchtige, und auch den Berufsalltag erschwere. „Man muss sich konkret Pausen einteilen“, erzählt sie von ihrem Alltag. In ihrer Freizeit male, nähe und stricke sie gerne, auch in der Gruppe, und sie nehme Gesangsunterricht in der Musikschule in Speyer.

Wissert möchte gemeinsam mit den 14 Mitgliedern Hilfestellung für den Alltag geben und Tipps vermitteln. Zum Mitmachen motivieren, Vorträge und Veranstaltungen anbieten, gemeinsame Sportveranstaltungen initiieren, Infostände planen, mit anderen Gruppen beeinträchtigter Menschen zusammenarbeiten, Ansprechpartner sein. Ein wichtiges Thema sei: Betroffenen helfen, herauszufinden, was individuell für den Erkrankten der beste Umgang mit seiner eigenen MS sei – mit „Meiner Süßen“ oder „Madame Sabotage“ – der Krankheit mit 1000 Gesichtern.

Kontakt


Hannah Heller, Bundestagskandidatin von B90/Die Grünen im Wahlkreis Speyer-Neustadt startet eine Reihe mit Menschen in systemrelevanten Berufen. Von der Altenpflegerin über den Polizisten, den Supermarktkassierer bis zur Busfahrerin geht es in dieser Reihe um die Perspektive von Menschen, die auch während Lock-Downs weiter arbeiten mussten, um die Infrastruktur aufrechtzuerhalten. Was machen sie in ihrem beruflichen Alltag? Wie war die Zeit während Corona für diese Berufsgruppen? Und was muss sich politisch verändern, damit Arbeitsbedingungen in diesen Berufen besser werden? Diesen Fragen wird Hannah Heller immer mittwochs um 18 Uhr auf ihrem Youtube Kanal nachgehen. Schaltet euch ein! Am 4.8. um 18 Uhr war ich im gespräch mit Bettina Wissert, einer Krankenschwester und Arbeitnehmervertreterin.